Friedrich Schiller

Rousseau

Monument von unsrer Zeiten Schande, Ew’ge Schmachschrift deiner Mutterlande, Rousseaus Grab, gegrüßet seist du mir! Fried‘ und Ruh‘ den Trümmern deines Lebens! Fried‘ und Ruhe suchtest du vergebens, Fried‘ und Ruhe fandst du hier! Wann wird doch die alte Wunde narben? Einst war’s finster, und die Weisen starben! Nun ist’s lichter, und der Weise stirbt. Sokrates ging unter durch Sophisten, … Weiterlesen …

Wilhelm Busch

Verwunschen

»Geld gehört zum Ehestande, Häßlichkeit ist keine Schande, Liebe ist beinah absurd. Drum, du nimmst den Junker Jochen Innerhalb der nächsten Wochen!« – Also sprach der Ritter Kurt. »Vater«, flehte Kunigunde, »Schone meine Herzenswunde, Ganz umsonst ist dein Bemühn. Ja, ich schwör’s bei Erd und Himmel, Niemals nehm‘ ich diesen Lümmel, Ewig, ewig hass‘ ich ihn!« »Nun, wenn Worte nicht … Weiterlesen …

Wilhelm Busch

Der Nöckergreis

Ich ging zum Wein und ließ mich nieder Am langen Stammtisch der Nöckerbrüder. Da bin ich bei einem zu sitzen gekommen, Der hatte bereits das Wort genommen. „Kurzum“ – so sprach er – „ich sage bloß, Wenn man den alten Erdenkloß, Der, täglich teilweis aufgewärmt, Langweilig präzis um die Sonne schwärmt, Genau besieht und wohl betrachtet Und, was darauf passiert, … Weiterlesen …

Paul Gerhardt

Ich steh an deiner Krippen hier

Ich steh an deiner Krippen hier, O Jesulein, mein Leben; Ich komme, bring und schenke dir, Was du mir hast gegeben. Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn, Herz, Seel und Mut, nimm alles hin Und laß dir’s wohlgefallen. Du hast mit deiner Lieb erfüllt Mein Adern und Geblüte, Dein schöner Glanz, dein süßes Bild Liegt mir ganz im … Weiterlesen …

Paul Gerhardt

Befiehl du deine Wege

Befiehl du deine Wege Und was dein Herze kränkt Der allertreusten Pflege Des, der den Himmel lenkt: Der Wolken, Luft und Winden Gibt Wege, Lauf und Bahn, Der wird auch Wege finden, Da dein Fuß gehen kann. Dem Herren mußt du trauen, Wenn dirs soll wohlergehn, Auf sein Werk mußt du schauen, Wenn dein Werk soll bestehn. Mit Sorgen und … Weiterlesen …

Heinrich Heine

Weltlauf

Hat man viel, so wird man bald noch viel mehr dazubekommen. Wer nur wenig hat, dem wird auch das wenige genommen. Wenn du aber gar nichts hast, ach, so lasse dich begraben – denn ein Recht zum Leben, Lump, haben nur, die etwas haben.

Heinrich Heine

Maria Antoinette

Wie heiter im Tuilerienschloß Blinken die Spiegelfenster, Und dennoch dort am hellen Tag Gehn um die alten Gespenster. Es spukt im Pavillon de Flor‘ Maria Antoinette; Sie hält dort morgens ihre Lever Mit strenger Etikette. Geputzte Hofdamen. Die meisten stehn, Auf Tabourets andre sitzen; Die Kleider von Atlas und Goldbrokat, Behängt mit Juwelen und Spitzen. Die Taille ist schmal, der … Weiterlesen …

Heinrich Heine

Sonnenuntergang

Die glühend rote Sonne steigt Hinab ins weitaufschauernde, Silbergraue Weltenmeer; Luftgebilde, rosig angehaucht, Wallen ihr nach; und gegenüber, Aus herbstlich dämmernden Wolkenschleiern, Ein traurig todblasses Antlitz, Bricht hervor der Mond, Und hinter ihm, Lichtfünkchen, Nebelweit, schimmern die Sterne. Einst am Himmel glänzten, Ehlich vereint, Luna, die Göttin, und Sol, der Gott, Und es wimmelten um sie her die Sterne,

Heinrich Heine

Du bist wie eine Blume

Du bist wie eine Blume, So hold und schön und rein; Ich schau dich an, und Wehmut Schleicht mir ins Herz hinein. Mir ist, als ob ich die Hände Aufs Haupt dir legen sollt, Betend, daß Gott dich erhalte So rein und schön und hold.

Achim von Arnim

Des ersten Bergmanns ewige Jugend

Ein Knabe lacht sich an im Bronnen, Hält Festtagskuchen in der Hand, Er hatte lange nachgesonnen, Was drunten für ein neues Land. Gar lange hatte er gesonnen Wie drunten sei der Quelle Lauf; So grub er endlich einen Bronnen, Und rufet still in sich: „Glückauf!“ Ihm ist sein Kopf voll Fröhlichkeiten, Von selber lacht der schöne Mund, Er weiß nicht, … Weiterlesen …