Unbekannt

Frisch auf, ins weite Feld

1. Frisch auf, ins weite Feld! Zu Wasser und zu Lande hab‘ ich mein’n Sinn gestellt. zu reisen und zu wandern von einer Stadt zur andern, so lang es Gott gefällt. 2. Wie mancher reiset aus; wenn er die Glock‘ nicht schlagen hört, so kommt er wieder nach Haus, spricht: Vater ich bin schon wiederkomm’n, die Bauern haben zu böse … Weiterlesen …

Theodor Storm

Knecht Ruprecht

Von drauß’ vom Walde komm ich her, ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr! Allüberall auf den Tannenspitzen sah ich goldene Lichtlein sitzen; und droben aus dem Himmelstor sah mit großen Augen das Christkind hervor; und wie ich so strolcht durch den finstern Tann, da riefs mich mit heller Stimme an: »Knecht Ruprecht«, rief es, »alter Gesell, hebe die Beine … Weiterlesen …

Joseph von Eichendorff

Weihnachten

Markt und Straßen stehn verlassen, Still erleuchtet jedes Haus, Sinnend geh’ ich durch die Gassen, Alles sieht so festlich aus. An den Fenstern haben Frauen Buntes Spielzeug fromm geschmückt, Tausend Kindlein stehn und schauen, Sind so wunderstill beglückt. Und ich wandre aus den Mauern Bis hinaus ins freie Feld, Hehres Glänzen, heilges Schauern! Wie so weit und still die Welt! … Weiterlesen …

Theodor Fontane

John Maynard

                  John Maynard!       »Wer ist John Maynard?«   »John Maynard war unser Steuermann, Aus hielt er, bis er das Ufer gewann, Er hat uns gerettet, er trägt die Kron, Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.                                 John Maynard.« *   *   *     Die »Schwalbe« fliegt über den Erisee, Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee; Von Detroit fliegt sie nach Buffalo – Die Herzen aber sind frei und froh,     Und die Passagiere mit Kindern und Fraun     Im Dämmerlicht schon das Ufer schaun, Und plaudernd an John Maynard heran     Tritt alles: »Wie weit noch, Steuermann?« Der schaut nach vorn und schaut in die Rund:     »Noch dreißig Minuten … Halbe Stund.«     Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei – Da klingt’s aus dem Schiffsraum her wie Schrei,     »Feuer!« war es, was da klang, Ein Qualm aus Kajüt und Luke drang, Ein Qualm, dann Flammen lichterloh, Und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.     Und die Passagiere, bunt gemengt, Am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt, Am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht, Am Steuer aber lagert sich´s dicht, Und ein Jammern wird laut: »Wo sind wir? wo?« Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo. –     Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht, Der Kapitän nach dem Steuer späht, Er sieht nicht mehr seinen Steuermann, Aber durchs Sprachrohr fragt er an: »Noch da, John Maynard?«                     »Ja, Herr. Ich bin.«     »Auf den Strand! In die Brandung!«                     »Ich halte drauf hin.« Und das Schiffsvolk jubelt: »Halt aus! Hallo!« Und noch zehn Minuten bis Buffalo. –     »Noch da, John Maynard?« Und Antwort schallt’s Mit ersterbender Stimme: »Ja, Herr, ich halt’s!«     Und in die Brandung, was Klippe, was Stein, Jagt er die »Schwalbe« mitten hinein. Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so. Rettung: der Strand von Buffalo! *   *   *     Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwelt. Gerettet alle. Nur einer fehlt! *   *   *     Alle Glocken gehn; ihre Töne schwell’n Himmelan aus Kirchen und Kapell’n, Ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt, Ein Dienst nur, den sie heute hat:     Zehntausend folgen oder mehr, Und kein Aug im Zuge, das tränenleer.     Sie lassen den Sarg in Blumen hinab, … Weiterlesen …

Adalbert Stifter

Brigitta

Übersicht 1. Steppenwanderung 2. Steppenhaus 3. Steppenvergangenheit 4. Steppengegenwart 1. Steppenwanderung Es gibt oft Dinge und Beziehungen in dem menschlichen Leben, die uns nicht sogleich klar sind, und deren Grund wir nicht in Schnelligkeit hervor zu ziehen vermögen. Sie wirken dann meistens mit einem gewissen schönen und sanften Reize des Geheimnißvollen auf unsere Seele. In dem Angesichte eines Häßlichen ist … Weiterlesen …

Johann Peter Hebel

Agatha an der Bahre des Paten

Chumm, Agethli, und förcht der nit, i merk scho, was de sage witt. Chumm, bschau di Götti no ne mol, und briegg nit so; es isch em wohl. Er lit so still und fründli do, me meint, er los und hör mi no, er lächlet frei, o Jesis Gott, as wenn er näumis sage wott. Er het e schweri Chranket … Weiterlesen …

Johann Wolfgang von Goethe

Vor dem Tor

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche Durch des Frühlings holden, belebenden Blick, Im Tale grünet Hoffnungsglück; Der alte Winter, in seiner Schwäche, Zog sich in rauhe Berge zurück. Von dort her sendet er, fliehend, nur Ohnmächtige Schauer körnigen Eises In Streifen über die grünende Flur. Aber die Sonne duldet kein Weißes, Überall regt sich Bildung und Streben, Alles will … Weiterlesen …

Johann Wolfgang von Goethe

Ein Gleiches

Über allen Gipfeln Ist Ruh, In allen Wipfeln Spürest du Kaum einen Hauch; Die Vögelein schweigen im Walde. Warte nur, balde Ruhest du auch.

Johann Wolfgang von Goethe

Schweizerlied

Uf’m Bergli Bin i gsässe, Ha de Vögle Zugeschaut; Hänt gesunge, Hänt gesprunge, Hänt’s Nästli Gebaut. In ä Garte Bin i gstande, Ha de Imbli Zugeschaut; Hänt gebrummet, Hänt gesummet, Hänt Zelli Gebaut. Uf d’Wiese Bin i gange, Lugt’i Summer- Vögle a; Hänt gesoge, Hänt gepfloge, Gar z’schön hänt’s Getan. Und da kummt nu Der Hansel, Und da zeig i … Weiterlesen …