Friedrich Schiller

Hero und Leander

Seht ihr dort die altergrauen Schlösser sich entgegenschauen, Leuchtend in der Sonne Gold, Wo der Hellespont die Wellen Brausend durch der Dardanellen Hohe Felsenpforte rollt? Hört ihr jene Brandung stürmen, Die sich an den Felsen bricht? Asien riß sie von Europen; Doch die Liebe schreckt sie nicht. Heros und Leanders Herzen Rührte mit dem Pfeil der Schmerzen Amors heil’ge Göttermacht. … Weiterlesen …

Friedrich Schiller

Die Künstler

Wie schön, o Mensch, mit deinem Palmenzweige Stehst du an des Jahrhunderts Neige In edler stolzer Männlichkeit, Mit aufgeschloßnem Sinn, mit Geistesfülle, Voll milden Ernsts, in thatenreicher Stille, Der reifste Sohn der Zeit, Frei durch Vernunft, stark durch Gesetze, Durch Sanftmuth groß und reich durch Schätze, Die lange Zeit dein Busen dir verschwieg, Herr der Natur, die deine Fesseln liebet, … Weiterlesen …

Friedrich Schiller

Die Gunst des Augenblicks

Und so finden wir uns wieder In dem heitern bunten Reihn, Und es soll der Kranz der Lieder Frisch und grün geflochten sein. Aber wem der Götter bringen Wir des Liedes ersten Zoll? Ihn vor allen lasst uns singen, Der die Freude schaffen soll. Denn was frommt es, dass mit Leben Ceres den Altar geschmückt? Dass den Purpursaft der Reben … Weiterlesen …

Friedrich Schiller

Kassandra

Freude war in Trojas Hallen, Eh die hohe Feste fiel; Jubelhymnen hört man schallen In der Saiten goldnes Spiel; Alle Hände ruhen müde Von dem thränenvollen Streit, Weil der herrliche Pelide Priams schöne Tochter freit. Und geschmückt mit Lorberreisern, Festlich wallet Schaar auf Schaar Nach der Götter heil’gen Häusern, Zu des Thymbriers Altar. Dumpf erbrausend durch die Gassen Wälzt sich … Weiterlesen …

Friedrich Schiller

Hoffnung

Es reden und träumen die Menschen viel Von bessern künftigen Tagen, Nach einem glücklichen goldenen Ziel Sieht man sie rennen und jagen. Die Welt wird alt und wird wieder jung, Doch der Mensch hofft immer Verbesserung. Die Hoffnung führt ihn ins Leben ein, Sie umflattert den fröhlichen Knaben, Den Jüngling locket ihr Zauberschein, Sie wird mit dem Greis nicht begraben, … Weiterlesen …

Friedrich Schiller

Die Größe der Welt

Die der schaffende Geist einst aus dem Chaos schlug, Durch die schwebende Welt flieg ich des Windes Flug,    Bis am Strande    Ihrer Wogen ich lande, Anker werf, wo kein Hauch mehr weht Und der Markstein der Schöpfung steht. Sterne sah ich bereits jugendlich auferstehn, Tausendjährigen Gangs durchs Firmament zu gehn,     Sah sie spielen     Nach den lockenden Zielen,

Friedrich Schiller

Elegie

Sei mir gegrüßt, mein Berg mit dem rötlich strahlenden Gipfel!    Sei mir Sonne gegrüßt, die ihn so lieblich bescheint! Dich auch grüß ich, belebte Flur, euch säuselnde Linden,    Und den fröhlichen Chor, der auf den Ästen sich wiegt, Ruhige Bläue dich auch, die unermeßlich sich ausgießt    Um das braune Gebirg, über den grünenden Wald, Auch um mich, der endlich entflohn … Weiterlesen …

Friedrich Schiller

Die Bürgschaft

Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich Damon, den Dolch im Gewande: Ihn schlugen die Häscher in Bande, »Was wolltest du mit dem Dolche? sprich!« Entgegnet ihm finster der Wüterich. »Die Stadt vom Tyrannen befreien!« »Das sollst du am Kreuze bereuen.« »Ich bin«, spricht jener, »zu sterben bereit Und bitte nicht um mein Leben: Doch willst du Gnade mir geben, Ich flehe … Weiterlesen …

Friedrich Schiller

Die Kindsmörderin

Horch – die Glocken weinen dumpf zusammen, Und der Zeiger hat vollbracht den Lauf, Nun, so sei’s denn! – Nun, in Gottes Namen! Grabgefährten brecht zum Richtplatz auf. Nimm o Welt die letzten Abschiedsküsse, Diese Tränen nimm o Welt noch hin. Deine Gifte – o sie schmeckten süße! – Wir sind quitt, du Herzvergifterin. Fahret wohl ihr Freuden dieser Sonne, … Weiterlesen …

Friedrich Schiller

Macht des Weibes

Mächtig seid ihr, ihr seid’s durch der Gegenwart ruhigen Zauber; Was die Stille nicht wirkt, wirket die Rauschende nie. Kraft erwart ich vom Mann, des Gesetzes Würde behaupt er; Aber durch Anmut allein herrschet und herrsche das Weib. Manche zwar haben geherrscht durch des Geistes Macht und der Taten. Aber dann haben sie dich, höchste der Kronen entbehrt. Wahre Königin … Weiterlesen …