Friedrich Schiller

Kassandra

Nimmer mit dem Schmuck der Bräute,

Kränzt‘ ich mir das duft’ge Haar,

Seit ich deinem Dienst mich weihte

An dem traurigen Altar.

Meine Jugend war nur Weinen,

Und ich kannte nur den Schmerz,

Jede herbe Noth der Meinen

Schlug an mein empfindend Herz.

Fröhlich seh‘ ich die Gespielen,

Alles um mich lebt und liebt

In der Jugend Lustgefühlen,

Mir nur ist das Herz getrübt.

Mir erscheint der Lenz vergebens,

Der die Erde festlich schmückt;