Joseph von Eichendorff

Weihnachten

Markt und Straßen stehn verlassen, Still erleuchtet jedes Haus, Sinnend geh’ ich durch die Gassen, Alles sieht so festlich aus. An den Fenstern haben Frauen Buntes Spielzeug fromm geschmückt, Tausend Kindlein stehn und schauen, Sind so wunderstill beglückt. Und ich wandre aus den Mauern Bis hinaus ins freie Feld, Hehres Glänzen, heilges Schauern! Wie so weit und still die Welt! … Weiterlesen …

Joseph von Eichendorff

Täuschung

Ich ruhte aus vom Wandern, Der Mond ging eben auf, Da sah ich fern im Lande Der alten Tibet Lauf, Im Walde lagen Trümmer, Paläste auf stillen Höhn Und Gärten im Mondesschimmer – O Welschland, wie bist du schön! Und als die Nacht vergangen, Die Erde blitzte so weit, Einen Hirten sah ich bangen Am Fels in der Einsamkeit. Den … Weiterlesen …

Joseph von Eichendorff

Waldgespräch

Es ist schon spät, es wird schon kalt, Was reitst du einsam durch den Wald? Der Wald ist lang, du bist allein, Du schöne Braut! Ich führ dich heim! »Groß ist der Männer Trug und List, Vor Schmerz mein Herz gebrochen ist, Wohl irrt das Waldhorn her und hin, O flieh! Du weißt nicht, wer ich bin.« So reich geschmückt … Weiterlesen …

Joseph von Eichendorff

Winternacht

Verschneit liegt rings die ganze Welt, ich hab‘ nichts, was mich freuet, verlassen steht der Baum im Feld, hat längst sein Laub verstreust. Der Wind nur geht bei stiller Nacht und rüttelt an dem Baume, da rührt er seinen Wipfel sacht und redet wie im Traume. Er träumt von künft’ger Frühlingszeit, von Grün und Quellenrauschen, wo er im neuen Blütenkleid … Weiterlesen …

Joseph von Eichendorff

Wünschelrute

Schläft ein Lied in allen Dingen, Die da träumen fort und fort, Und die Welt hebt an zu singen, Triffst du nur das Zauberwort.

Joseph von Eichendorff

Zwielicht

Dämmrung will die Flügel spreiten, Schaurig rühren sich die Bäume, Wolken ziehn wie schwere Träume – Was will dieses Graun bedeuten? Hast ein Reh du, lieb vor andern, Laß es nicht alleine grasen, Jäger ziehn im Wald und blasen, Stimmen hin und wieder wandern. Hast du einen Freund hienieden, Trau ihm nicht zu dieser Stunde, Freundlich wohl mit Aug und … Weiterlesen …

Joseph von Eichendorff

Der Abend

Schweigt der Menschen laute Lust: Rauscht die Erde wie in Träumen Wunderbar mit allen Bäumen, Was dem Herzen kaum bewusst, Alte Zeiten, linde Trauer, Und es schweifen leise Schauer Wetterleuchtend durch die Brust.

Joseph von Eichendorff

Sehnsucht

Es schienen so golden die Sterne, Am Fenster ich einsam stand Und hörte aus weiter Ferne Ein Posthorn im stillen Land. Das Herz mir im Leib entbrennte, Da hab ich mir heimlich gedacht: Ach, wer da mitreisen könnte In der prächtigen Sommernacht! Zwei junge Gesellen gingen Vorüber am Bergeshang, Ich hörte im Wandern sie singen Die stille Gegend entlang: Von … Weiterlesen …

Joseph von Eichendorff

Trinken und Singen

Viel Essen macht viel breiter Und hilft zum Himmel nicht, Es kracht die Himmelsleiter, Kommt so ein schwerer Wicht. Das Trinken ist gescheiter, Das schmeckt schon nach Idee, Da braucht man keine Leiter, Das geht gleich in die Höh. Chor Da braucht man keine Leiter, Das geht gleich in die Höh. Viel Reden ist manierlich: „Wohlauf?“ – Ein wenig flau. … Weiterlesen …

Joseph von Eichendorff

Der Einsiedler

Komm, Trost der Welt, du stille Nacht! Wie steigst du von den Bergen sacht, Die Lüfte alle schlafen, Ein Schiffer nur noch, wandermüd‘, Singt übers Meer sein Abendlied Zu Gottes Lob im Hafen. Die Jahre wie die Wolken gehn Und lassen mich hier einsam stehn, Die Welt hat mich vergessen, Da tratst du wunderbar zu mir, Wenn ich beim Waldesrauschen … Weiterlesen …