Joachim Ringelnatz

Aus meiner Kinderzeit

Vaterglückchen, Mutterschößchen, Kinderstübchen, trautes Heim, Knusperhexlein, Tante Rös’chen Kuchen schmeckt wie Fliegenleim. Wenn ich in die Stube speie Lacht mein Bruder wie ein Schwein Wenn er lacht, haut meine Schwester, Wenn sie haut, weint Mütterlein. Wenn die weint, muss Vater fluchen. Wenn er flucht, trinkt Tante Wein Trinkt sie Wein, schenk sie mir Kuchen: Wenn ich Kuchen kriege, muss ich … Weiterlesen …

Joachim Ringelnatz

An Berliner Kinder

Was meint ihr wohl, was eure Eltern treiben, Wenn ihr schlafen gehen müsst? Und sie angeblich noch Briefe schreiben. Ich kann’s euch sagen: da wird geküsst, Geraucht, getanzt, gesoffen, gefressen, Da schleichen verdächtige Gäste herbei. Da wird jede Stufe der Unzucht durchmessen Bis zur Papagei-Sodomiterei. Da wird hasardiert um unsagbare Summen. Da dampft es von Opium und Kokain. Da wird … Weiterlesen …

Joachim Ringelnatz

Silvester

Dass bald das neue Jahr beginnt, Spür ich nicht im geringsten. Ich merke nur: Die Zeit verrinnt Genauso wie zu Pfingsten, Genau wie jährlich tausendmal. Doch Volk will Griff und Daten. Ich höre Rührung, Suff, Skandal, Ich speise Hasenbraten. Mit Cumberland, und vis-à-vis Sitzt von den Krankenschwestern Die sinnlichste. Ich kenne sie Gut, wenn auch erst seit gestern. Champagner drängt, … Weiterlesen …